Hey, habt ihr mich letztes Wochenende entdeckt? – am Elberadweg, direkt beim Elbschlösschen? Wenn nicht, könnt ihr ja mal suchen, ob ihr mich findet! Ich bin da nämlich so ne Art neuer Stammgast… werde von allen gegrüßt, rühr mich nicht vom Platz, guck supermassereiche schwarze Löcher in die Landschaft und futtere nen ganzen Korb voll Weintrauben. Und das jeden Tag, von früh bis spät! Kleiner Tipp: Ich bin kleiner als ihr denkt. Und aus Bronze…
Aber das Verrückteste ist: Während ich da wie angegossen vor der Altstadt rumsitze und das Stadtbild verschönere, flitz ich drüben auf der Postaer Seite frei und unbeschwert die Weinberge hoch und runter und pflück Trauben, bis mir der Bauch brummelt. Beides zur gleichen Zeit. Jetzt könnt ihr mal raten, wie das geht! Bis ihr´s raushabt, helfe ich meinen neuen Freunden Kerstin und Wolfgang Winn bei der Ernte! Von denen stammt die Idee nämlich!

Glaub, von dem, was ich gepflückt hab, ist nicht viel im Korb gelandet… 🙂
Die beiden sind Hobby-Winzer in Pirna und haben drüben in Posta einen Weinberg mit vier Terrassen. Jetzt, wo der Herbst losgeht, ist Erntezeit – und das wird bestimmt voll lustig! Den Berg müssen Kerstin und Wolfgang aber nicht nur zum Traubenpflücken hoch. Sondern das ganze Jahr lang, immer 200 Stufen rauf… Und dann die 200 Stufen wieder runter. Wein macht nämlich extrem viel Arbeit, sagen die beiden. Ääähhhmm… stopp mal… ARBEIT???
Genau, erklärt Wolfgang: Zum Beispiel muss man ständig Gras mähen und alles wegschnippeln, was den Wein stört. Und aufpassen, dass die Pflanzen genug Sonne abkriegen. Und Netze aufspannen, damit die Stare und Amseln keine Trauben stibitzen. Und mit nem Sprühzeugs gegen Insekten anstänkern. Und gegen Pilze. Und obendrein muss man lauter geheimnisvolle Wörter lernen… „Oechsle“ zum Beispiel! Klingt wie was, das sich der Winzer vor den Karren spannt. Ist aber ein Maß, das ihm zeigt, wie süß die Trauben sind. Die Trauben heißen eigentlich Beeren, Weinpflanzen heißen Stöcke und viele Pflanzen in einer Reihe heißen Spalier. Und dann die ganzen Traubensorten: Goldriesling, Scheurebe, Dornfelder… Wer soll sich das merken?! Pirnaer Früchtchen! Das wär doch mal n´ cooler Name! Kerstin hat, glaub ich, sogar die Sprache der Weintrauben gelernt. Jedenfalls sagt sie so Sachen wie: „Ich merke, wenn der Stock mir was sagen will“. Heißt: Wenn dem Wein was fehlt. Dann muss Kerstin sich kümmern. Also… Ich denk mal, der redet wie ein Wasserfall!
Kleine Eselsbrücke – So könnt ihr euch die verschiedenen Weinarten merken!
Und wenn´s dumm läuft… Wenn die Pflanzen Mehltau (eine Krankheit) oder Sonnenbrand oder ne Erkältung kriegen, ist die ganze schöne Arbeit futsch. Trotzdem macht das den beiden Winzern anscheinend mächtig Spaß. Vor allem wenn´s gut geht mit der Ernte. Wolfgang freut sich schon. Sein Berg guckt nach Süden und hat ordentlich Sonne abgekriegt. „Das wird ein toller Wein“, sagt er.
Hm, also… naja… die Sache mit der Arbeit… Wenn ich ehrlich bin… Die Trauben sind schon echt lecker und so… Aber ich glaub, Wein ist doch mehr so´n Erwachsenending! Obwohl sie davon eigentlich gar keine Ahnung haben! Ich meine, die quetschen die ganzen schönen Trauben aus, füllen den Saft in Fässer, tun so kleine Helfer dazu, die Hefen heißen, die den Saft in Alkohol und Blubberblasen verwandeln und warten so lange, bis er Kindern definitiv nicht mehr schmeckt. Dann füllen sie ihn in Flaschen und nehmen ihn für alles Mögliche: zum Feiern, zum Chillen, zum Kochen, in der Kirche… Und das schon seit 7000 Jahren. Man fragt sich bloß: WARUM zum Kuckuck??!