Spürst du das? Dieses Zittern im Fußboden? Ich glaub, das ist ein Erdbeben! Ich könnte jetzt fix Olaf Hellwig anrufen, damit er nachguckt, ob ich Recht hab. Und nein, ich spinne nicht! Gestern hat die Erde nämlich auch schon gebebt… Ich meine nicht auf Island oder in Japan. Sondern HIER – mitten in Sachsen! An zwei Stellen: irgendwo bei Zwickau und nahe der Sächsischen Schweiz.

Ne Lupe hätt ich für diese riesige Höhlenspinne gar nicht gebraucht…

ABER: Olaf Hellwig schwört, dass man die beiden Wackler als Mensch gar nicht mitkriegen konnte, weil sie viel zu schwach waren. Nur einer hat´s trotzdem gemerkt: Dieser Jemand sitzt hinter verschlossenen Türen in nem großen Karton aus weißer Quietschpappe, tief drinnen in einem Berg – gar nicht weit weg von Pirna: in Berggießhübel. Na logo ist das kein Mensch, sondern ein zylinderartiges Metall-Dings. Das Teil sieht so ähnlich aus wie´n  kleiner Staubsauger, heißt „Seismometer“ und ist voll der Allesmerker, wenn´s irgendwo auf der Welt rumpelt oder wackelt. Wenn zum Beispiel in Islands Hauptstadt Reykjavík die Erde bebt, wie vor Kurzem erst. Oder wenn in China ein Sack Reis umfällt… Ok, das Zweite war gelogen… Aber wenn in China statt dem Reissack – WUMMM! – so ´n ganzer Berg einstürzt, kriegt es das Gerät mit.

Olaf Hellwig kriegt an seinem Rechner jedes Erdbeben mit, das auf der Welt passiert – zumindest die großen…

So wurden im 18. Jahrhundert Erdbeben gemessen: Bei einer Erschütterung gerät das Pendel in Bewegung. Unten dran ist eine Nadel, darunter eine kleine Kiste mit Sand. Wenn die Nadel zu schwingen anfängt, zeichnet sie Kurven in den Sand.

Darum ist dieses Ding Olaf Hellwigs wichtigstes Werkzeug. Und deshalb hab ich die beiden gestern bei der Arbeit besucht: im „Seismologischen Observatorium“… Oder sag einfach: in der Erdbebenwarte Berggießhübel. Die messen da jeden Tag so ungefähr 30 Erschütterungen aus Nah und Fern.

Und der Olaf muss dann am Computer ausrechnen, wo das Rumpeln genau hergekommen ist, wie stark es war… Und vor allem: WAS es war! Es gibt nämlich zig Arten von Erschütterungen: Zum Beispiel echte Beben, die ganz tief aus dem Erdinnern kommen… Oder solche, die von Bergarbeitern ausgelöst werden, weil hin und wieder was einstürzt, wo die rumgraben… Oder wenn irgendwo was in die Luft gesprengt wird – dann bebt die Erde ebenfalls. Fast 10.000 solche Beben weltweit müssen die in Berggießhübel pro Jahr auseinanderklamüsern…  Und stell dir vor: 800 davon passieren in Sachsen!

Hallo??! Ist das nicht gefährlich? Im Ernst: WAS WAR DAS grad eben??? Gefährlich ist das meist nicht, sagt Olaf Hellwig – jedenfalls nicht bei uns. Hier in Sachsen gibt´s hin und wieder kleine Mini-Erdbeben, weil irgendwo im Vogtland tief unter der Erde zwei riesige Steinplatten aneinander reiben, die größer als unsere ganze Gegend sind. Ob du´s glaubst oder nicht: Schuld daran ist Afrika! Weil nämlich Afrika in so ´nem schneckenmäßigen Zeitlupentempo nach Norden wandert und Europa dabei langsam in die Höhe drückt. Millimeterweise. Irgendwann wird das Erzgebirge vielleicht mal so hoch sein wie die Alpen. Aber bei dem Tempo dauert das noch zig Millionen Jahre!

In einer Kammer tief im Berg, in der weißen Kiste drin, steckt das Erdbeben-Messgerät und horcht auf jedes kleinste Rumpeln in der Welt. Wenn ich gewusst hätte, dass jeder Pups gleich übelst hohe Wellen am Rechner macht…

Die meisten Erschütterungen in unserer Gegend haben eher was mit Berg- oder Straßenbauarbeiten zu tun, wenn die zum Beispiel ´n Stück Fels wegsprengen müssen, das im Weg ist… Mal überlegen: Also bleiben bloß noch zwei logische Erklärungen für das rätselhafte Zittern vorhin! Entweder ist unten vorm Haus grad ein Lkw vorbeigedonnert. Oder nebenan läuft die Waschmaschine… Ok, ich ruf Olaf Hellwig vielleicht lieber doch nicht an. Könnte peinlich werden…

Aufgepasst: Hier gibt´s Seismometer für Schulen!

Die TU Freiberg, zu der die Station in Berggießhübel gehört, verleiht kleine Amateurgeräte zur Aufzeichnung von Erdbeben für den Physik- oder Geografieunterricht (ab Klassenstufe 11) an Gymnasien in ganz Sachsen. Bei Interesse: olaf.hellwig@geophysik.tu-freiberg.de

Infos >>> www.tu-freiberg.de/erdbebenwarte

 

Ferientipp: Komm mit unter die Erde!

Wenn du wissen willst, wie Berge von unten aussehen – im Marie Louise Stolln in Berggießhübel geht´s auf einer spannenden Reise tief hinein in die Unterwelt am Rand der Sächsischen Schweiz, gefühlt bis zum Mittelpunkt der Erde… Du tauchst ab in alte Gänge und geheimnisvolle Tunnel, findest echte Edelstein-Schätze, erfährst jede Menge Geschichten aus dem Leben der Bergleute und entdeckst am Ende sogar einen unterirdischen See. Und? Brauchst du jetzt noch ´ne Extra-Einladung? Los, Helm auf und Taschenlampe an!

(Foto: Marko Förster/Besucherbergwerk Marie Louise Stolln)

Termine online buchen >>> www.marie-louise-stolln.de